Fritz Eisner, geb. 12.2.1880 in Zabrze (dt.: Hindenburg O. S., Schlesien), lebte in Berlin, betrieb aber in Werder zwei Fabriken, er emigrierte im Dezember 1936 in die Schweiz, 1937 nach Großbritannien, verstorben am 20.4.1968 in London.
Firmenadresse in Werder: Eisenbahnstraße 73
Fritz Eisner studierte von 1898–1902 und von 1904–1906 in Berlin und Danzig Chemie und promovierte 1906 in Berlin mit einer Arbeit »Über die Darstellung von Fluoriden des Wolframs«. Eisner hatte seinen Wohnsitz in Berlin–Zehlendorf, gründete aber 1920 in Werder auf einem Firmengelände in der Eisenbahnstraße 73 die » Elektrochemische Fabrik Volt GmbH« und einige Jahre später die » Elektrochemische Fabrik Dr. Eisner«. Auf dem Gelände hatten zuvor Unternehmen für Kistenfabrikation (Konkurs 1908) und »Glaskörper« (Konkurs 1911) vergebens ihren wirtschaftlichen Erfolg gesucht.
Eisners Firmen stellten Wolfram– und Molybdänprodukte her, für die sie zahlreiche Patente besaßen und warfen beträchtliche Gewinne ab. 1936 erfolgte eine »Betriebs– und Finanzprüfung«, als deren Ergebnis Eisner im Januar 1937 Bescheide über »Vermögens– und Einkommenssteuer« über RM 74.301 und über eine » Reichsfluchtsteuer« von RM 175.800 erhielt, offensichtlich mit dem Ziel eine Handhabe für die » Arisierung« der Firmen zu konstruieren. Diese wurden schließlich im Dezember 1937 an die » Accumulatoren–Fabrik AG« (AFA) deutlich unter Wert verkauft. Der Kaufpreis ging in fast voller Höhe an das Finanzamt Berlin–Zehlendorf zur Begleichung angeblicher Steuerschulden und der Reichsfluchtsteuer. Die AFA gehörte zum entstehenden Firmenimperium des Unternehmers Günther Quandt, allein die »Volt GmbH« erwirtschaftete 1937–1944 Bilanzgewinne von RM 375.000. Die Übernahme der »Volt–GmbH« durch die AFA gilt als ein klassisches Beispiel für eine mittels Steuerforderungen und Minderbewertung betriebene »kalte Arisierung«. Ein von Fritz Eisner nach dem Krieg gegen die AFA angestrengtes Verfahren auf Rückerstattung seiner Betriebe scheiterte. Nach 1945 wurde der Betrieb zunächst von dem Ingenieur und Geschäftsführer Dr. Fritz Fährmann, der schon für Eisner gearbeitet hatte, als Treuhänder fortgeführt, schließlich 1948 in Volkseigentum überführt und gehörte seit Oktober zur » Vereinigung volkseigener Betriebe Eisen und Metall in Kleinmachnow, Kreis Teltow«.
Eisner war im Dezember 1936 zunächst in die Schweiz und 1937 nach Großbritannien emigriert, baute sich dort eine neue Existenz auf und wurde 1947 britischer Staatsbürger.
Quellen: BLHA: Ld. Br. Rep. 250 Landratsamt Zauch–Belzig Nr. 516 (Körperschaftssteuerakten), Grundakte Werder Bd. 31, Bl. 1661; BEG–Akte Nr. 53.900; SAW: Bauakte »Volt–AG«; Fritz Eisner, Über die Darstellung von Fluoriden des Wolframs, Diss. Berlin 1906; Staatsarchiv Münster, Bestand Landgerichte, Rückerstattungen 14611; Joachim Scholtyseck, Der Aufstieg der Quandts. Eine deutsche Unternehmerdynastie, München 2011, S. 401ff.