Resi (auch Rosa) Salomon, geb. Schwarz, geb. am 26.4.1891 in Gonsawa (heute Gąsawa, PL), Kr. Znin/Posen, wohnhaft in Glindow, deportiert am 14.4.1942 in das Getto von Warschau, von dort vermutlich Ende Juli 1942 nach Treblinka, dort ermordet.
Hans Siegfried Salomon, geb. am 19.08.1914 in Rickrath–Reusrath, Rheinprovinz, deportiert am 24.6.1942 nach Minsk, dort ermordet.
Lutz Salomon, geb. 29.8.1916 in Immigrath/Langenfeld, Rheinprovinz, emigrierte, vermutlich schon 1936, nach Kapstadt, Südafrika.
Adresse in Glindow: Klaistower Straße 70
Resi Salomon zog 1924 nach der Scheidung von ihrem Mann Albert Salomon, geb. 1884, mit den beiden gemeinsamen Söhnen Hans und Lutz aus dem Rheinland nach Glindow. 1936 erwarb sie von einer Selma Schwarz aus Berlin, möglicherweise einer Verwandten, Grundbesitz. Dort betrieb sie bis 1938 als selbständige Obstzüchterin auf insgesamt 7,62 ha – davon 3,4 ha Pachtland- eine Gärtnerei in der Klaistower Straße (Spezialität: Stauden- und Topfgewächse). Ob sie die Gärtnerei bereits vor 1936 auf Pachtbasis bewirtschaftet hat, ließ sich nicht ermitteln. Ihr Sohn Hans wurde als Gärtner ausgebildet. Sohn Lutz ging nach dem Besuch der Gemeindeschule Glindow auf die Mittelschule der Jüdischen Gemeinde Berlin in der Großen Hamburger Straße und wurde Zögling des Auerbachschen Waisenhauses in der Schönhauser Allee 162. Die Schulferien verbrachte er in Glindow. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete er in Berlin. Als die Firma, bei der er tätig war, »arisiert« wurde, wanderte er um 1936 nach Südafrika aus.
Ende 1938 verkaufte Resi Salomon den Betrieb an einen Glindower Gärtner, wahrscheinlich weil sie als Jüdin nach der Verordnung vom 3. Dezember 1938 über die Zwangsveräußerung jüdischer Geschäfte und Gewerbebetriebe (»Arisierung«) nicht mehr selbständig tätig sein durfte. Seitdem arbeitete sie als »Gelegenheitsarbeiterin« in ihrer ehemaligen Gärtnerei. In ihrer »Vermögenserklärung« wird sie sich am 4.4.1942 als »»ohne Beruf« bezeichnen.
Resi Salomon hatte offenbar beabsichtigt, ihrem Sohn Lutz nach Kapstadt in die Emigration zu folgen. Um die anfallenden Kosten zu bestreiten, hatte sie bereits 1939 Teile ihres Hausrats verkauft. Die Emigration scheiterte jedoch, weil sie, wie sie in ihrer Vermögenserklärung schreibt, »nicht genehmigt« wurde. Möglicherweise ist es ihr nicht gelungen, die erforderliche Einreiseerlaubnis zu erlangen.
Offensichtlich war die Deportation von Resi Salomon zusammen mit der ihres Sohnes Hans geplant. Aus einem polizeilichen Vermerk vom 12.4.1942 in ihrer Vermögenserklärung geht jedoch hervor, dass dieser zurückgestellt wurde. Möglicherweise hatte diese Zurückstellung ihren Grund in dem Arbeitsverhältnis von Hans Salomon bei der Werderaner Spedition Fitzner, die bis 1936 auch einem jüdischen Besitzer, Willi Rosenberg, gehört hatte. Die Spedition hatte ihn vermutlich als Arbeitskraft reklamiert.
Resi Salomon wurde am 14.4.1942 mit dem 13. »Osttransport« aus Berlin in das Warschauer Getto deportiert, mit demselben Transport wie Max Jacob und Edla Charlotte Rosenthal. Der Hausrat von Resi und Hans Salomon wurde am 10. Juli 1942 nach einer Ankündigung im »General-Anzeiger« von Werder versteigert und brachte einen Erlös von RM 358,65 zugunsten des Reichsfiskus. Aus der Annonce geht nicht hervor, dass es sich um die Versteigerung von jüdischem Besitz handelt; das dürfte aber in einem Ort von der Größe Glindows allgemein bekannt gewesen sein. Ein Versteigerungsprotokoll hat sich erhalten.
Für den Bedarf von Hans Salomon wurden von der Versteigerung ausgenommen: »1 Bettstelle, 3–teilige Matratze, 1 Unterbett, 1 Oberbett, 1 Kopfkissen, 1 Kleiderschrank, 1 Tisch, 1 Stuhl«. Hans Salomon hat die Zurückstellung nicht lange geschützt. Nur zwei Monate nach seiner Mutter wurde er mit dem 16. Osttransport am 24.6.1942 aus Berlin über Königsberg nach Minsk deportiert und ist dort ermordet worden. Auf der Transportliste vom 23.6.1942 ist sein Beruf mit »Kraftfahrer« angegeben. Albert Salomon, der geschiedene Mann von Resi und Vater von Hans und Lutz, ist im Dezember 1941 nach Riga transportiert worden und dort umgekommen.
Seit Oktober 2014 liegen vor dem Grundstück Klaistower Straße 70 in Glindow zwei Stolpersteine für Resi und Hans Siegfried Salomon.
Quellen: BArch: Gedenkbuch […], R 1509 Ergänzungskarte VZ 1939; BLHA: Rep. 36 A (II), Nr. 5057, GB Glindow, Bd. 15, Bl. 617; NLA: 110 W Acc. 31/99 Nr. 228466; A. Gottwaldt – D. Schulle, Die »Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941–1945, S. 193f. bzw. S. 240f.; A. Reuss – K. Schneider (Hgg.), Berlin – Minsk. Unvergessene Lebensgeschichten, S. 474ff. (Zu Hans S.); Im Warschauer Ghetto. Das Tagebuch des Adam Czerniaków 1939–1942, München 1986, S. 243; Yisrael Gutman, The Jews of Warsaw, 1939–1943, Ghetto, Underground, Revolt, Bloomington and Indianapolis 1989, S. 214; Frederick Weinstein, Aufzeichnungen aus dem Versteck. Erlebnisse eines polnischen Juden 1939–1946, Berlin 2006, S. 263ff. bzw. S. 480ff.