Edla Charlotte Rosenthal, geb. 27.12.1883 in Berlin, lebte in Berlin, Althagen und Werder, deportiert am 14.4.1942 in das Getto von Warschau, vermutlich von dort im Juli 1942 nach Treblinka, dort ermordet.
Adresse in Werder: Hoher Weg 77b (damals Hoher Weg 79)
Edla Charlotte Rosenthal war die Tochter von Arthur (Aron), (1844 – 1912), und Helene (Hella) Rosenthal, geb. Burchardt (1853–1914). Sie war Malerin, wohnte zeitweise in Berlin–Schöneberg und besaß seit 1918 eine Büdnerei in Althagen (bei Ahrenshoop) auf dem Fischland, seit 1932/33 auch ein Haus am Hohen Weg in Werder.
„Die Rosenthal war eine ganz besonders nette Frau mit großen schwarzen Augen und einem Märchenblumengarten am Bodden“, erinnern sich Zeitzeugen aus Altenhagen an sie.
Sie war Mitglied im » Verein Berliner Künstlerinnen« und im » Reichsverband Bildender Künstler« und beteiligte sich seit den 2oer–Jahren mehrmals an den Großen Berliner Kunstausstellungen ebenso wie um 1930 mit zwei Bildern an einer Ausstellung der » Ring–Sezession der Künstlerinnen«, wobei sie als ihren damaligen Aufenthaltsort Le Cannet (bei Cannes) in Frankreich angibt, wo sie sich also mindestens zeitweise aufgehalten haben muß. Trotz intensiver Recherchen haben sich bislang Bilder von ihr, die sich wohl sämtlich in Privatbesitz befinden, nur in einem Einzelfall aufspüren lassen. Aus Einträgen in verschiedenen Ausstellungskatalogen sind jedoch einige weitere Bildtitel bekannt.
Edla Charlotte Rosenthal war befreundet mit Elza Kohlman, einer ungarischen Bakteriologin. Sie haben seit 1915 zusammen gelebt, in Althagen und später in Werder.
Die Verordnung über den ‚Einsatz des jüdischen Vermögens‘ vom 3.12.1938 verpflichtete jüdische Hauseigentümer, ihre Immobilie zu verkaufen. 1939 mußte sie die Büdnerei in Althagen an Asta Smith verkaufen und lebte seitdem ständig in Werder. Aus Briefwechseln ist zu entnehmen, dass sie den vereinbarten Kaufpreis für das Haus nie erhalten hat. In Werder lebte sie in unmittelbarer Nachbarschaft mit ihrer Tante Frieda Braun.
Wie aus einer Meldung des Finanzamtes Beelitz an die Staatspolizeileitstelle Potsdam vom März 1939 hervorgeht, hatte sie in demselben Jahr die Absicht und Hoffnung, nach England emigrieren zu können, was aber offensichtlich scheiterte. Die beiden Frauen lebten danach unter zunehmend bedrängter werdenden Umständen bis zur Deportation von Edla Charlotte Rosenthal in Werder am Hohen Weg; Elza Kohlman noch bis Ende 1942 / Anfang 1943 in der Rosenstraße 54..
Edla Charlotte Rosenthal wurde mit einem Transport, der am 14. April 1942 aus Magdeburg über Berlin lief, in das Warschauer Getto deportiert. Das Tagebuch des dortigen Vorsitzenden des Judenrates, Adam Czerniaków, registriert für den 16. April die Ankunft eines Transportes aus Deutschland auf dem »Umschlagplatz« am Getto mit ca. 1000 Personen, die im Gebäude der »Judaistischen Bibliothek« untergebracht wurden. Die aus dem »Reich« seit dem 31.3.1942 in mehreren Transporten in das Getto »eingesiedelten« Juden gehörten offenbar zu den ersten, die nach dem 22. Juli mit dem Beginn der Räumung des Gettos, der sog. »Großen Aktion«, in das Vernichtungslager Treblinka transportiert und dort umgebracht wurden. Elza Kohlmann hat vergeblich versucht Briefkontakt zu ihrer Lebensgefährtin im Warschauer Getto zu halten.
Die Nichten von Edla Charlotte Rosenthal bemühten sich nach dem Krieg 1945 vergeblich um eine Rückübertragung des Grundstückes Hoher Weg 79 in Werder, das nach ihrer Deportation zugunsten des Deutschen Reiches am 19.5.1942 enteignet worden war.
Seit 2010 liegen in Althagen, Hermann–Abeking–Weg, zwei »Stolpersteine« für Edla Charlotte Rosenthal und Elza Kohlman. Am 9.10.2023 wurde am Hoher Weg in Werder ein Stolperstein für Edla Charlotte Rosenthal gesetzt.
Quellen: BArch: Gedenkbuch […], R 1509 Ergänzungskarte VZ 1939; BLHA: Rep. 36 A (II), Nr. F 1530, Rep. 204 A, Min. der Finanzen, Nr. 2704; K II Amtsgericht Werder, GB Werder Bd. 70, Bl. 2871; SAW: Bauakte Hoher Weg 77b; Auskunft JMB v. 23. 9. 2013; Auskünfte Astrid Beier / Ahrenshoop; Ruth Negendanck, Künstlerkolonie Ahrenshoop. Eine Landschaft für Künstler, Fischerhude 2011, S. 158f.; Im Warschauer Ghetto. Das Tagebuch des Adam Czerniaków 1939–1942, München 1986, S. 243; A. Gottwaldt – D. Schulle, Die »Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941–1945, S. 193f.; Yisrael Gutman, The Jews of Warsaw, 1939–1943, Ghetto, Underground, Revolt, Bloomington and Indianapolis 1989, S. 214; Frederick Weinstein, Aufzeichnungen aus dem Versteck. Erlebnisse eines polnischen Juden 1939–1946, Berlin 2006, S. 263ff. bzw. S. 480ff.
Astrid Beier, ‚Meine Suche nach Edla Charlotte Rosenthal‘, 2019