zu Orten jüdischer Schicksale in Werder
Wie überall in Europa wurden auch in Werder jüdische Menschen von den Nazis auf furchtbare Weise erniedrigt, vertrieben und ermordet. Bei der Fahrrad-Exkursion vom Weltoffenen Werder mit Schüler*innen des Oberstufenzentrums am 8.9.22 besuchten wir einige der damaligen Lebensorte jüdischer Mitbürger*innen und haben von den Geschichten dieser Menschen erfahren.
Zum Beispiel von der Familie Knobloch, die ein Wochenendhaus in der Kemnitzer Straße und in Berlin zwei gut laufende Geschäfte hatte, was alles vom nationalsozialistischen Staat enteignet wurde, und die, nach ihrer Flucht nach England, mit Gelegenheitsarbeit ihr Leben fristen mussten.
Zum Beispiel von Susanne Kuznitzky, die sich ihrer Deportation in die Vernichtungslager durch Abtauchen in die ‚Illegalität‘ entzog und in Werder in der Kemnitzer Str. von der Familie Mildner versteckt und unterstützt wurde und so das Kriegsende überlebte.
Zum Beispiel von Fritz Hartmann und seinen 5 Geschwistern, dessen Haus am Plessower See von Nazi-Banden während des November-Progrom 1938 verwüstert wird, während sich die Brüder, um ihr Lebend fürchtend, im Schilf des Plessower Sees versteckten. Nur einer der Geschwister konnte durch rechtzeitige Flucht die Nazi-Zeit überleben.
Zum Beispiel von Edla Charlotte Rosenthal, eine bekannte Künstlerin, die mit ihrer Freundin am Hohen Weg unter zunehmend bedrängter werdenden Umständen lebte, bis sie 1942 deportiert und in Treblinka ermordet wurde.
Insgesamt wurden bei dieser 2-stündigen Exkursion neun Lebensorte von jüdischen Menschen in Werder besucht. Grundlage der Information war das Gedenkbuch ‚Jüdische Schicksale‘, das 2016 erschienen ist und in dem Historiker der AG Erinnern und Bewahren das Schicksal von 133 jüdischen Einwohner*innen in Werder dokumentiert haben. Diese können auch im Internet auf der Seite www.juedische-schicksale-werder.de nachgelesen werden.
Mit großem Interesse folgten die 18 Schüler*innen der Abiturklasse des Fachbereich Pädagogik den Lebens- und Leidensgeschichten, die von Marie Dinkgrefe und Jan Stehn vom Aktionsbündnis Weltoffenes Werder vorgetragen wurden. Begleitet und mit auf den Weg gebracht hatte die Schulsozialarbeiterin Anne-Juliane Müller und die Lehrerinnen Katja Woltersdorf und Louisa-Maria Fecke dieses zusätzliche Schulangebot.
Im Abschlussgespräch diskutierten die Schüler*innen die Frage, ob ähnliches auch heute wieder passieren könnte: Wir stellten fest, dass Diskriminierung und Hass auf Minderheiten leider nach wie vor eine Gefahr ist. Die Schüler*innen führten aus ihrem Bekanntenkreis Beispiele dafür an, dass auch gut ausgebildete Menschen, die vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland geflohen sind, es schwer haben, dass ihre Qualifikation hier anerkannt wird.