Familie Scheel

Charlotte Juliane Scheel, geb. Asch, geb. 4.8.1883 in Guben, verstorben am 8.8.1947 in Werder.

Wolfgang Julius Scheel, geb. 27.4.1922 in Berlin–Charlottenburg, verstorben am 10.3.1955 in Berlin.

Adresse in Werder: Hoher Weg 136

 

Charlotte Scheel war die Tochter von Emilie Asch, sie war seit Januar 1920 verheiratet mit Dr. Waldemar Scheel, geboren am 31.8.1874 in Harburg/Kr. Harburg (heute Hamburg–Harburg), verstorben am 20.2.1953 in Berlin. Die Familie lebte mindestens seit 1928 in Werder, am Hohen Weg 136, wo auch Emilie Asch wohnte. Waldemar Scheel hatte von 1894 bis 1898 in München, Leipzig, Bonn und Göttingen »Rechts– und Staatswissenschaft« studiert und war danach in zwei Versicherungsunternehmen tätig. Er promovierte 1911 in Göttingen über ein juristisches Thema, in späteren Unterlagen wird er als »Generaldirektor« und »Fabrikbesitzer« bezeichnet. Seine jüdische Ehefrau überlebte in einer sog. »privilegierten Mischehe«, der Sohn als »Mischling ersten Grades«. Die Mutter von Charlotte Scheel war dadurch nicht geschützt, sie wurde im Juni 1943 in das KZ Theresienstadt deportiert und verstarb dort im Januar 1944.

Der Sohn Wolfgang besuchte zunächst von Ostern 1928 bis Ostern 1932 die »Gemeindeschule« in Werder und von 1932 – 1940 das » Staatliche Viktoria–Gymnasium« (heute Helmholtz–Gymnasium) in Potsdam. Während der Gymnasialzeit war er ständig antijüdischen Anfeindungen seiner Mitschüler ausgesetzt, was ihn psychisch schwer belastete. Das geplante Chemiestudium an der Technischen Hochschule Berlin wurde ihm 1940 nach dem Abitur »aus rassischen Gründen« verwehrt, er absolvierte statt dessen seit 1. April 1941 eine Banklehre im Bankhaus Otto Markiewicz, Berlin, die er 1943 mit der Kaufmannsgehilfenprüfung abschloss. Seit 1. April 1943 war er dort als Bankkaufmann tätig. Vor der Lehrzeit war er vom 25.4. bis 16.10.1940 im Reichsarbeitsdienst, u. a. in Frankreich. Im April 1944 wurde er, wie zahlreiche andere »jüdische Mischlinge« auch, zur Zwangsarbeit in der » Organisation Todt« verpflichtet, zunächst in Nordfrankreich, später in Westfalen. Nach dem Krieg nahm er ein Jurastudium auf, schloss es 1949 mit der Ersten juristischen Staatsprüfung ab und eröffnete nach der zweiten Staatsprüfung 1951 eine Anwaltskanzlei in Berlin. Er verstarb jedoch bereits 1955, gesundheitlich schwer beeinträchtigt und an psychisch bedingten Verfolgungsschäden leidend, noch nicht 33 Jahre alt, in Berlin.

Quellen: BArch: R 1509 Ergänzungskarte VZ 1939, R 8136, Nr. 3741 (betr. Banklehre); BLHA: GB Werder, Bd. 2, Bl. 146; BEG–Akten Nrr. 221.199 und 28.776; KAPM: Stadt Werder Nr. 49.003/3: Lebenslauf Wolfgang Scheel; UAG: Promotionsakte Waldemar Scheel: JurProm 0626 (Lebenslauf); SAW: Sterbeurkunde C. J. Scheel, Adressbücher von Werder.